Nachdem uns vor Wochen der Weserradweg von Minden nach Hameln so gut gefallen hat, sollte es heute der nächste Abschnitt von Nienburg an der Weser bis nach Minden sein. Alleine Nienburg wäre schon eine Reise wert gewesen. Hier gibt es so viel zu sehen. Genau in der Mitte – zwischen den Städten Hannover und Bremen – liegt die Stadt Nienburg direkt an der Weser, das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum an der Mittelweser. Herzstück der historischen Stadt mit einer 1000jährigen Geschichte ist die Altstadt mit ihren Fachwerkfassaden, Renaissancefronten und Ziegelmauerwerken. Hier befindet sich auch das Nienburger Rathaus, ein prächtiges Gebäude aus der Zeit der Weserrenaissance. Die Hauptkirche Nienburgs, eine dreischiffige Hallenkirche im Stil der norddeutschen Backsteingotik, wurde 1441 geweiht. Der 72 m hohe Kirchturm, ein neugotischer Bau, ist Wahrzeichen der Stadt und entstand 1896/97. Das vermutlich älteste Gebäude der Stadt ist der Stockturm den wir nicht gesehen haben. Er ist der Rest der einstigen Wasserburg der Grafen von Hoya. Der Turm wurde als Gefängnis genutzt; hier lagen Gefangene „im Stock“. Besonders mittwochs und samstags vormittags herrscht in der Innenstadt reges Treiben, denn dann findet hier „Europas schönster Wochenmarkt“ statt. An den Marktständen werden Blumen, frisches Obst und Gemüse sowie Wurst- und Käsespezialitäten aus der Region angeboten. Die gemeinnützige Stiftung „Lebendige Stadt“ hat den Markt in Nienburg zum schönsten Wochenmarkt Europas gekürt, denn dieser bestach durch seine Angebotsvielfalt, Qualität und sein grünes Konzept.
Ein baugeschichtlich einmaliges Kleinod können Besucher in Estorf entdecken: ein nach dem dreißigjährigen Krieg entstandenes Scheunenviertel in einem alten Eichenhain. Von den ursprünglich mehr als vierzig Vorratsscheunen – zum Schutz vor plündernden Horden und häufigen Feuersbrünsten versteckt außerhalb des Dorfes errichtet – wurden sieben aufwendig restauriert und beherbergen heute ein Heimatmuseum mit verschiedenen Ausstellungen. Mitten in diesem historischen Ambiente steht auch die sogenannte „Radler-Scheune“, in der Gruppen – nach Voranmeldung – ein uriges Nachtlager aufschlagen können.
Ein weiteres Schmuckstück ist die Estorfer Fachwerkkirche. Ende des 17. Jahrhunderts erbaut, kann sie mit einer – für eine evangelische Kirche – äußerst ungewöhnlichen Deckenmalerei des „Jüngsten Gerichts“ aufwarten. Neueren Forschungen zufolge wurde diese farbenprächtige Darstellung vom Triptychon des „Jüngsten Gerichts“ in der Danziger Marienkirche inspiriert. – Im Sommer kann die Estorfer Fachwerkkirche zu festen Zeiten und ansonsten nach Absprache besichtigt werden.
Die Staustufe Landesbergen ist eine Staustufe an der Weser nordwestlich der Ortschaft Landesbergen im Landkreis Nienburg/Weser. Sie besteht aus einem Wehr und einem Wasserkraftwerk. Westlich der Staustufe schließt sich das innerhalb eines Altarms der Weser ausgewiesene Naturschutzgebiet Wellier Schleife/Staustufe Landesbergen an. Unmittelbar östlich liegt die Schleuse Landesbergen in einem kurzen Schleusenkanal. Die Staustufe Landesbergen bei Gewässerkilometer 252 wurde in den 1950er Jahren als eine von mehreren Staustufen der Mittelweser gebaut, um einen möglichst gleichbleibenden Wasserstand halten und die Wasserstraße für große Schiffe passierbar zu machen. Das Wehr wurde von 1958 bis 1960 errichtet und besteht aus zwei jeweils 40 m breiten Feldern. Die Stauhöhe beträgt 5,50 m. Das Wehr wird vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Verden, Außenbezirk Nienburg, betrieben. Im November 1960 wurde sie als letzte der 7 Mittelweser Staustufen in Betrieb genommen. Die Mittelweser von Minden bis Bremen war damit fertig kanalisiert.
Der Name „Stolzenau“ kommt, soweit bekannt, urkundlich zuerst 1370 vor. Er bedeutet „Stolze Aue“ und ist aus den Schreibweisen „Stoltenouwe“, „Stoultenow“, „Stolzenow“, „Stolzenaw“, „Stolzenawe“ entstanden. Der Ort Stolzenau war zu verschiedenen Zeiten Residenz der Grafen von Hoya. Nach dem Tod des Grafen Otto VIII im Jahr 1582 wird die Grafschaft Hoya von den Herzögen von Braunschweig und Lüneburg übernommen. 1594 suchte eine große Feuersbrunst den Flecken heim, hierbei brannten 85 Bürgerhäuser ab. Auch von den Schreiben und Wirren des Dreißig-jährigen Krieges blieb Stolzenau nicht verschont. Nach 1515 begann der wirtschaftliche Aufschwung des Fleckens. Der Feldherr Tilly eroberte Stolzenau am 15. August 1625. Am 26. Oktober 1625 wurde die Festung jedoch wieder den Dänen übergeben. Der Flecken hat bei dem ständigen Wechsel und den immer wiederkehrenden Belagerungen stark gelitten. Durch schlimme Krankheiten, wie die Blutpest (1624) und eine „hitzige Hautkrankheit“ (mittelalterlicher Ausdruck) wurden viele Bürger weggerafft. Nach dem „Westfälischen Frieden“ war das Amt und auch der Flecken so sehr in Verfall geraten, daß sie sich in vielen Jahren nicht wieder erholten konnten. Vom „Siebenjährigen Krieg“ wurde Stolzenau weniger betroffen, dafür hatte der Flecken während der französischen Okkupation um so mehr zu leiden. 1828 wurde die heutige Kirche errichtet. 1884 wurde der Flecken Stolzenau Sitz des neugebildeteten Kreises Stolzenau. Die Kreisverwaltung war bis 1932 im alten Schloß untergebracht. Später wurde das Schloß als Arbeitsdienstlager genutzt. 1885 wurde der Grundstein für das heutige Rathaus gelegt. Das Schloß wurde im Jahr 1965 abgebrochen und an dieser Stelle die neue Realschule (Schloßschule) errichtet. Trotz der regen Bautätigkeit nach 1950 blieb der mittelalterliche Charakter des alten Ortskerns in seinen Grundzügen erhalten. Die Bedeutung, die dem Flecken Stolzenau heute für den südlichen Teil des Kreises zukommt, wird durch die im Raumordnungsprogramm für den Regierungsbezirk Hannover vorgenommene Ausweisung zum Ausdruck gebracht. Staatliche Pläne weisen Stolzenau besondere infrastrukturelle Aufgaben zu. (Krankenhaus, Schulen etc.). Die jüngste Geschichte Stolzenaus wurde durch die Stationierung niederländischer Soldaten von 1966 bis zu deren Abzug 1995 geprägt.
Die Staustufe Schlüsselburg bei Gewässerkilometer 236,6 ist eine Stauanlage mit zugehörigem Wasserkraftwerk. Sie wurde in den 1950er Jahren errichtet Das Wehr wurde 1956 errichtet und besteht aus zwei jeweils 40 m breiten Feldern. Zugleich wurde ein Laufwasserkraftwerk errichtet, das seit 1956 in Betrieb ist.
Ursprünglich wurde das Wasserkraftwerk von der Firma Preußen Elektra betrieben, die später im EON-Konzern aufging. Durch einen Beteiligungstausch mit dem norwegischen Energiekonzern Statkraft ist dieser seit dem 1. Januar 2009 Besitzer und Betreiber des Kraftwerks.
Im Dorfkern von Müsleringen steht ein wunderschöner Glockenturm der vom hiesigen Dörpverein betreut wird. Die Glocke stammt aus dem Jahr 1841.
Weiter auf der Reise ging es durch das Naturschutzgebiet Weseraue. Hier machen sich die Störche auf die Suche nach Futter für den Nachwuchs. Kurz vor Hopfenberg erreichen wir die zweistöckige Galerieholländerwindmühle von 1938. Sie ist eine sehr große konische Turmwindmühle aus Back- und Bruchsteinmauerwerk mit einer hochangesetzten Galerie. Früher hatten die Flügel Jalousien.
Die ehemalige Bischofstadt mit dem Luftkurort Bad Hopfenberg erstreckt sich beidseitig entlang der Weser. Der Fluss schlängelt sich durch grüne Auen und ländliche Idylle und berührt Weserdörfer mit alten Fachwerkhäusern. Petershagen ist stolz auf seine Geschichte: Erstmals erwähnt wurde die Stadt, als Karl der Große im Jahre 784 durch ein Hochwasser an der Überquerung der Weser gehindert wurde. In ihrer heutigen Gestalt besteht die Stadt seit 1973, als 29 ehemals selbstständige Städte und Gemeinden zusammengeschlossen wurden. Mit 212 km² ist Petershagen der Fläche nach eine der größten Städte des Landes Nordrhein-Westfalen. Touristisch, kulturell, aber auch infrastrukturell bietet die Stadt ein breites Spektrum. Ungewöhnliche Museen, historische Weserkirchen und große Naturschutzgebiete (darunter ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung) bieten Besuchern einen abwechslungsreichen Aufenthalt in der „Heimat der Weißstörche“. Gut ausgebaute und ausgeschilderte Radwanderwege und Themenrouten machen auf über 300 km einen Besuch inmitten einer ruhigen Landschaft zu einem Erlebnis. Setzen Sie mit der Solarfähre PetraSolara über die Weser. Bei einem ausgedehnten Spaziergang durch die Weserauen mit Blick auf Wiesen, Felder und Wasser die Sommerfrische genießen und die Hektik des Alltags vergessen, dazu begrüßt die Stadt Petershagen ihre Gäste.
Das letzte Stück bis nach Minden ist der schönste Abschnitt auf dem Weserradweg. Hier fährt man wirklich direkt am Wasser ohne Wall oder Büsche. Natürlich gibt es dann auch einiges zu sehen auf der Weser.
Die Schachtschleuse Minden wurde von 1911 bis 1914 im Rahmen des Baus des Mittellandkanals am Wasserstraßenkreuz Minden als Nordabstieg zur Weser gebaut und stellt damit die kürzeste Verbindung zwischen Mittellandkanal und Weser her. Sie hat eine nutzbare Kammerlänge von 85 Metern und ist 10 Meter breit. Durch die seitlich angeordneten, in die Konstruktion integrierten, Sparbecken mit einem Füllungsvermögen von 7300 m³ (nur 4000 m³ werden in die Weser abgelassen) ist sie im Gegensatz zum Südabstieg über Ober- und Unterschleuse wassersparend und war damit zur Bauzeit auf dem neuesten Stand der Technik. Von 1988 bis 1989 ist die Schachtschleuse Minden grundsaniert worden. Vom Februar 1993 bis April 1993 wurden die technischen Einbauten erneuert, sie waren nicht genug standfest gegen das salzhaltige Weserwasser. Im Rahmen des Ausbaus der Mittelweser und des Mittellandkanals auf die neue Größenklasse Großmotorgüterschiff ist sie seit 2017 durch die Weserschleuse Minden ergänzt worden. Die Schachtschleuse steht neben der Kanalbrücke und dem Hauptpumpwerk seit 1987 unter Denkmalschutz. Die drei Gebäude sind in die Denkmalliste der Stadt Minden eingetragen.
Jetzt haben wir es fast geschafft. Noch ein kleiner Abstecher auf dem Domhof und dem Marktplatz um dann wie so oft beim Dönermann einzukehren.
927f3cbc6bfc818a6b98e02e1d2779243a45e592f9a17d787d7f9495775d2804
927f3cbc6bfc818a6b98e02e1d2779243a45e592f9a17d787d7f9495775d2804
c638e55ce58c7cf411299688425b0c674711b34a83811412b53ba82152b358da
c638e55ce58c7cf411299688425b0c674711b34a83811412b53ba82152b358da
f4c64d200db125163b9119c5b705eda7b2bb32505aaa0e9be300f26120a56478
f4c64d200db125163b9119c5b705eda7b2bb32505aaa0e9be300f26120a56478
71534c0dadc1de19d4024764efb9151819136bea62a2bfb62dfd15a86d0cf27a
71534c0dadc1de19d4024764efb9151819136bea62a2bfb62dfd15a86d0cf27a
c2ab6fbf790644a00f2cb1911b2aeba1e695467822452dfb20e1a6a880501462
c2ab6fbf790644a00f2cb1911b2aeba1e695467822452dfb20e1a6a880501462
Zurück